Parametrisches Design – grenzenlose Gestaltungsmöglichkeiten

Form und Statik von Gebäuden können ihre geometrischen Grenzen von parallelen Decken und Wänden und geraden Winkeln weit hinter sich lassen. Die Vielfältigkeit von organischen Konturen und ihren bizarr anmutenden Designs sind real gewordene Fantasien von Innenarchitekten. Dank der digitalen CAD-Methode des parametrischen Designs werden Arbeitswelten, Gastronomie, Restaurants oder öffentliche Räume wie Museen neu gedacht. Entwürfe entstehen online im virtuellen Raum. Zusammen mit Strukturen und komplexen Formen werden Simulationen am Bildschirm sichtbar. Lediglich ein kleiner Teil der Designarbeit erhält seinen letzten Schliff im Kopf des Erfinders. Vielmehr sind die ausgefallenen Sonderbauteile die Folge automatischer Konstruktionsketten, die das CAD-System wie von Zauberhand umsetzt. Damit können die Kosten für die Herstellung gesenkt und gestalterische Vielfalt gemeinsam mit Wirtschaftlichkeit existieren. Ansprüche, die sich mit der Anwendung von parametrischen Designs vereinen lassen. 

Das parametrische Designen und Entwerfen basieren auf der Idee, dass alle Elemente einer gestalterischen Komposition durch bestimmte Parameter festgelegt sind und somit aufeinander reagieren können. Dazu wird keine Linie im klassischen Sinne von A nach B gezogen, sondern Regeln definiert, die diese Linie erzeugen. Das CAD-System erhält verschiedene Daten, um daraus beispielsweise einen Raum oder eine Gebäudehülle zu generieren. Parametrisches Design beschreibt die formalen und organisatorischen Möglichkeiten der digitalen Aufbereitung von Informationen. Durch die verknüpften Parameter sind einerseits alle denkbaren Formen kreierbar, andererseits führt die Verbindung zu einer Veränderung an jeder einzelnen Stelle des Entwurfs. Alles ist demnach von allem abhängig – die Basis des parametrischen Designs.
Der Begriff stammt ursprünglich aus der Mathematik und widmet sich den geometrischen Formen, die durch Parameter festgesetzt sind. Die Idee, das parametrische Design in der Innenarchitektur einzusetzen, kommt aus der Moderne und beruht auf identischen Grundregeln. Hier werden architektonische Modelle mithilfe von Algorithmen erstellt, wobei auch das „Building Information Modeling“, kurz BIM, auf demselben Ansatz beruht. Alle gebäuderelevanten Daten werden in das CAD-System eingepflegt und miteinander verbunden. Das Resultat ist ein intelligentes 3-D-Modell.

Parametrismus ist der neue epochale Stil des 21. Jahrhunderts. Er beruht auf dem kongenialen Prinzip der nachhaltigen Innenarchitektur. Der Begriff wird dem Architekten Patrik Schumacher zugeschrieben und setzt sich aus dem Wort Parameter, griechisch aus para = neben, gegen und metro = Maß, zusammen. Also charakteristische Einflussgrößen, die auf ein Designobjekt einwirken. Dabei gibt es zwei strenge Regeln zu beachten, zum einen sind strenge geometrische Körper wie Kreis, Dreieck und Rechteck zu vermeiden, zum anderen Aneinanderreihungen und Wiederholungen von verbundenen Elementen auszuschließen. Das heißt, alle Formen sind als parametrisch verformbar anzusehen und variabel in Verbindung zu setzen. Sie sind zu krümmen und zu differenzieren, bestehen aus fließenden weichen Silhouetten. Eine ähnliche Idee sowie stilistische Absicht hatte bereits Erich Mendelsohn zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit seinem Einsteinturm, jedoch ohne die heutigen technischen Möglichkeiten. Parametrisches Design beruht also primär auf dem Eindruck nahtloser Eigenschaften, die in der Natur oder natürlichen System vorkommen. Diese ästhetische Vollkommenheit macht sich parametrisches Design zunutze.

Wo parametrisches Design in Arbeitswelten, Büros, in Städten wie München oder in Museen entsteht, ist das Objekt ein Hingucker. Unternehmen und Stadtverwaltungen wissen die Ausgefallenheit der Entwürfe zu schätzen und kennen den Vorteil, dass die breite Masse sich von ihrem Bauwerk anziehen lässt. Diese Entwürfe übernehmen nicht nur für Mitarbeiter eine wichtige Funktion, sondern gelten als kleine Attraktionen und ziehen ein breit gefächertes Publikum an sich. Der Wiedererkennungswert von Orten oder Plätzen mit einer parametrischen Installation regen die Gastronomie als auch den Tourismus an. Entworfen werden die komplexen Strukturen nicht mehr auf standardisierten Rastern – ein Computer übernimmt diese Arbeit und definiert Projekte in einem völlig neuen Stil. Ein Widerspruch ist in der Einzigartigkeit jedes Bildes zu finden. Vieles wirkt parallel und ist dennoch unterschiedlich.

Parametrisches Design ermöglicht faszinierende Entwürfe für die kundenindividuelle Massenproduktion. Ganz ohne Handfertigung funktionieren die imposanten Formen dennoch nicht. Ihre eigentliche Funktion ist es, zu überraschen, zu faszinieren und glücklich zu machen. Abhängig von urbanen Gegebenheiten und anderen Faktoren berücksichtigt Parametrismus die Findung der optimalen Form, eine Art von Perfektion, die neben der Natur nur durch intelligente digitale Systeme erschaffen werden können.