Farben und ihre Psychologie in der Innenarchitektur

Philosophisch betrachtet, ist der umbaute Raum formlos. Im materiellen Sinne hat er feste Proportionen, gefüllt mit Zweck und Emotion. Innenräume werden nicht nur konzipiert, sie werden intuitiv erfühlt. Großen Einfluss darauf haben Farben. Ständig erreichen Betrachter Farbbotschaften, die im Unterbewusstsein Wohlbefinden oder Unwohlsein auslösen. Sinn von Farben ist es immer, die Bewohner oder Nutzer von Räumen in ihrer Emotion abzuholen und gleichzeitig die Innenarchitektur zu unterstreichen. Durch den Einsatz von Farben lässt sich die Architektursprache verstärken und abschwächen – konstruktiv zurückhaltend oder vordergründig schrill.

Farben sind genormt und werden als Sinneseindruck verstanden, der durch Licht von bestimmten Wellenlängen hervorgerufen wird. Durch das Zusammenwirken äußerer und innerer Faktoren trifft Farbe auf die Fotorezeptoren in der Netzhaut des Auges. Das Gehirn erkennt ein Erregungsmuster in diesen Rezeptoren und simuliert das Bild eines Farbeindruckes. Das menschliche Auge kann rund 160 monochromatische Farbreize unterscheiden. Farben, die auf einem identischen Buntton basieren und durch Beimischungen anderer Nuancen entstehen, gehören zu einer speziellen Farbfamilie. Sie werden immer nach ihrem zugrunde liegenden Buntton benannt. Bei deutlichen Unterschieden spricht man von einem Farbkontrast. Farbpsychologie ist ein leistungsstarkes Werkzeug im Bereich der Inneneinrichtung. Design und Farbe widerspiegeln die Menschen, die in den vier Wänden leben oder arbeiten. Gemeinsam mit der Formsprache des Raumes wird die Wirkung vertieft und das Farbspektrum intensiver wahrgenommen.

Dynamisch wirksame Farben differenzieren und individualisieren den Raum in seiner Form. Sie streichen Besonderheiten wie Stützen, Wände oder Wandvorsprünge heraus oder rücken diese dezent in den Hintergrund. Hellere Farben für jene Highlights, die man hervorheben möchte, dunklere Farben für alles, was man kaschieren will. Dunklere Nuancen eignen sich beispielsweise in Büros hervorragend, um den Eindruck einer höheren Decke zu suggerieren. Ein niedriger Raum kann auf diese Weise höher wirken, wobei vorherrschende Lichtverhältnisse immer in die Farbwahl einbezogen werden sollten.

Mut zur Farbe ist gut, aber nicht immer sinnvoll. Eine stimmige Farbumgebung erzeugt Behaglichkeit, inszeniert einen bestimmten Lifestyle oder schafft Identifikation. Gut sichtbar wird Letztere als Corporate Identity eines Unternehmens. Das Wissen um die Wirkung von Farben bringt unterschiedlichste Materialien in Einklang, kann Wege leiten und Emotionen lenken. Innenarchitektur verbindet Bausubstanz und Elemente mit schönen Materialfarben und nimmt damit Einfluss auf die Leistungsfähigkeit, Motivation und das Wohlbefinden von Menschen.