Die Geschichte des Möbelbaus

Architektur und Innenarchitektur unterscheidet zwischen verschiedenen Epochen im Möbelbau. Für die zeitliche Einordnung von Antiquitäten und Einrichtungsstücke sind relevante Möbelstile verantwortlich. In Bayern, Deutschland, Österreich, England und Frankreich wurden von 900 bis 1940 verschiedene Stile entwickelt, die ihre Zeit maßgeblich prägen konnten. Biedermeier, Romantik, Gründerzeit oder Art Deco der 20er-Jahre reduzierten ihre Optik auf bestimmte Formen. Während in den Benelux-Staaten, Großbritannien und Frankreich die politische und wirtschaftliche Lage über viele Jahrhunderte hinweg solide war, konnten sich die Menschen auch handwerklich aufwendige Möbelstücke leisten. Barock und Rokoko und Renaissance wurden im Historismus (nach 1848) gerne gemixt und imitiert. Schranktüren und Möbelkränze erlebten ihre beste Zeit im französischen Klassizismus, florale Schnitzereien werden dem Wiener Barock zugeschrieben. Letzterer verbreitet sich auch über Deutschland, besonders in den Industriezentren am Rhein und der Ruhr. Von hier aus startet der Gründerzeitstil am Ende des 19. Jahrhunderts seine regionalen Ausprägungen.  

Möbeldesign entwickelte sich im Lauf der Geschichte stetig weiter, orientierte sich an vorhandenen Baumaterialien und fügte der Zeit entsprechende moderne Elemente hinzu. Truhen, Betten, Kommoden oder Chaiselongue veränderten ihr Design mit den Epochen oder erneuerten Muster und Farben auf den verwendeten Stoffen. Die Geschichte des Möbelbaus begann mit großem handwerklichem Aufwand und steckt seit der Industrialisierung in der Vereinfachungsfalle. Schlicht, gerade, massentauglich lautet die Devise. Ein letztes Aufbäumen gegen die unaufhaltsame maschinelle Fertigung begründete der Jugendstil im 19. Jahrhundert. Viele Möbelhersteller waren Architekten und fanden ihre Klarheit in Material und Funktion. Diese Komponenten aufeinander abzustimmen, entsprach zahlreichen sachlichen Entwürfen.

Eiche, Mahagoni, Birne oder Nussbaum – für Einzelstücke entwickelte man eine besondere Ornamentik. Typischer Dekor historischen Mobiliars waren Beschläge aus Gusseisen, Stahl und Bronze in Form von Ranken, Lianen, Schnecken, Spiralen, Lilien, Seerosen und Elfen. Bis heute sind unzählige Möbelstücke aus vorigen Jahrhunderten eindeutig ihrer Epoche zuzuordnen.

Möbel wurden von Epoche zu Epoche immer mehr industriell gefertigt, wobei es den Herstellern nicht gelang, das beliebte Mobiliar des Biedermeiers weiterzuentwickeln. Stattdessen suchte man Anregungen in den vergangenen Zeiten und widmet sich der Entwicklung robuster Stoffe. Im klassischen Stil zu wohnen oder in historischen Gebäuden zu arbeiten, bedarf auch in der Moderne einer ausgewogenen Balance die Traditionen zu wahren und in die Zukunft zu blicken.